APRIL im Netzwerk Klimajournalismus
Hier kommen die wichtigsten Termine, News aus der Branche und Klimajournalismus, der aufgefallen ist. Heute schreibt euch Naz Küçüktekin.
Liebes Netzwerk,
bei unserem letzten Stammtisch ging es um den Stand des Klimajournalismus in Österreich. Ich fragte in die Runde, mit welcher Schulnote wir ihn denn bewerten würden. Manche der Anwesenden benoteten kulanter (joa, so Mittelfeld), andere strenger (puh, gerade so genügend).
Einig waren sich alle darin, dass es noch Luft nach oben gibt. Zwar hat sich in Bezug auf Klimajournalismus in den vergangenen Jahren einiges getan, zahlreiche Formate sind dazugekommen und das Bewusstsein in der Medienlandschaft ist gestiegen. Aber von einer Idealvorstellung (wie wir in unserem Klima-Kodex formulieren) sind wir immer noch weit entfernt. Das zeigt sich etwa, wenn über Mobilität missverständlich berichtet wird oder Hitzewellen weiter mit Badebildern dargestellt werden, wie ihr in dieser Ausgabe lest.
Online-Press Briefing zur Europawahl und Summerschool
Zwei Termine zum Vormerken: Am 28. Mai von 18 bis 19.30 Uhr veranstalten wir gemeinsam mit dem Netzwerk Klimajournalismus Deutschland und fjum ein Press Briefing (online, auf Englisch) anlässlich der Europawahl. Zu Gast ist unter anderem Zia Weise, die bei Politico über Klimapolitik berichtet. Sie wird erzählen, wie ihr Klima-Desinformation aus Politik und Lobbyismus entlarvt und was ihr entgegnen könnt.
Außerdem findet von 20. bis 22. Juni unsere dritte Klimajournalismus-Summerschool gemeinsam mit dem fjum und dem Projekt Narzissenpost in Bad Aussee statt. Ihr könnt euch ab sofort bewerben und einen der 12 Plätze ergattern.
Worüber wir reden
👍 Klimaserie zum Wahljahr im Standard
2024 wählt Österreich eine neue Regierung, die Europäische Union ein neues Parlament, die USA einen neuen Präsidenten. Deshalb fragt Der Standard in einer dreiteiligen Serie im Podcast “Edition Zukunft – Klimafragen”, welchen Stellenwert das Klima bei den jeweiligen Wahlkämpfen einnehmen wird. Alicia Prager, Nora Laufer und Philip Pramer beschäftigen sich im ersten Teil der Serie mit der Nationalratswahl. Parallel dazu blickt Nora Laufer auch im Rahmen einer Artikel-Serie auf die Klimapolitik der einzelnen Parteien.
👎 Missverständliche Mobilitätsberichterstattung
“Elektromotor könnte bald out sein” titelte orf.at Mitte März bei einem Artikel über den alljährlichen Autofrühling in Linz. Tatsächlich entpuppt sich das “Out” beim Verkauf von Elektromotoren viel mehr als ein leichter Rücklauf, verglichen zu den Jahren zuvor. Diesen Widerspruch sah dann aber auch orf.at ein und änderte den Titel auf “Verkauf von Elektromotoren leicht rückläufig” um.
Auch in der Kronen Zeitung wurde kürzlich missverständlich über Mobilität berichtet. ”Sind E-Fuels der Motor der grünen Mobilitätswende?”, wird in einem Interview gefragt – Antworten liefern zwei von der Kronen Zeitung als “Experten” bezeichnete hochrangige Vertreter der efuel Alliance Österreich. Dass es sich dabei um eine Interessensgemeinschaft handelt, bei der unter anderem OMV, ÖAMTC, Wiener Linien und der Flughafen Schwechat vertreten sind, wird im Text allerdings nicht erwähnt.
👎 Wann werden Hitzewellen nicht mehr mit Badespaß bebildert?
Sommer, Sonne, Hitzewelle. Klingt gut, wäre letzteres nicht auch eine ernsthafte Bedrohung für viele Menschen. Im Sommer 2022 soll es laut einer Studie in Europa zu 60.000 hitzebezogenen Todesfällen gekommen sein. Dennoch werden Hitzewellen, wie zuletzt jene in Brasilien, wo die gefühlte Temperatur bei knappen 62 Grad Celsius lag, mit verharmlosenden Bildern dargestellt.
Das sei ein bekanntes Muster, sagt Leonie Sontheimer vom Netzwerk Klimajournalismus Deutschland: “Bei Hitzewellen werden oft Fotos von Menschen an Stränden oder im Wasser genutzt. Oft ist der Himmel auf den Bildern strahlend blau, die Sonne gleißend, Wasser spritzt, manchmal sieht man Menschen, die sich sportlich betätigen.” Warum genau das problematisch ist und wie ihr es besser machen könnt, erklärt unter anderem Klimafakten.de.
Ihr habt News aus der Klimajournalismus-Branche oder etwas für unsere Rubrik “Und sonst so”? Dann antwortet uns gerne auf diese E-Mail.
Und sonst so? – Aktuelle Events, Initiativen, Jobs und Preise
📆 TERMINE
Am 4. April (18 Uhr, heute) findet der nächste Call des Netzwerk Klimajournalismus Deutschland statt, diesmal mit taz-Chefredakteurin Barbara Junge.
Von 7. April bis 14. Juli findet die Klimabiennale Wien statt.
Am 9. April (18 Uhr) hält Toralf Staud in der klimafakten.de-Akademie ein Webinar über den Umgang mit Desinformation in der Klimakrise.
Am 11. April (17 Uhr) veranstaltet Covering Climate Now ein Webinar dazu, was ihr bereits vorab gegen Klimadesinformation machen könnt.
Von 17. bis 21. April findet das International Journalism Festival in Perugia statt – Sessions zu Klimathemen findet ihr hier (inkl. Livestream).
Am 24. April lädt die APA Medienvertreter:innen zu einem Workshop über Energieinfrastruktur ein.
Von 2. bis 4. Mai findet der World Press Freedom Day in Chile mit Schwerpunkt Umweltjournalismus statt.
Vom 3. bis 5. Mai findet das Journalismusfest Innsbruck statt. Netzwerk-Mitgründerin Katharina Kropshofer hält einen Workshop zu Klimajournalismus, danach gibt es ein Vernetzungstreffen.
Von 13. bis 15. Mai findet die Beyond Growth Konferenz in Wien statt, auf der auch wir vertreten sein werden.
Am 11. Juni (9.30 – 17 Uhr) hält der Autor und Regisseur Dominic Egizzi beim fjum einen Workshop (€) zu konstruktivem Klimajournalismus.
📰 ÜBER KLIMAJOURNALISMUS
Wie Klimafiktion (CliFi) die Klimakrise greifbar machen kann. | Lisa Kuner, Table.Media
Warum es Klima derzeit schwer auf Buchtitel schafft. | Susanne Götze, Essay im Spiegel
Der britische TV-Sender ITV hat einen Übergangsplan vorgestellt, um bis 2050 klimaneutral zu arbeiten. | ITV
Der Ölkonzern Chevron ist Eigentümer der städtischen Nachrichtenseite “The Richmond Standard”, viele Geschichten bleiben deshalb unerzählt. | Miranda Green & David Folkenflik, NPR
Elena Matera darüber, was Klimajournalismus leisten muss. | Podcast Bonjourno
Warum Klimanews in Australien gemeidet werden und was Medien anders machen können. | Elfy Scott, Crikey
🛠️ RESSOURCEN
Tipps zur Berichterstattung und Vorbereitung auf die Waldbrandsaison. | Society for Environmental Journalists
Leitfaden zur Berichterstattung über Carbon Offsets. | Toby McIntosh, Global Investigative Journalism Network
Wie ihr Daten zu den Ozeanen besser in euren Recherchen nutzen könnt. | Global Investigative Journalism Network
Der “Clean Tech Tracker” bietet einen Überblick über Innovation, Herstellung und Aufbau der wichtigsten grünen Technologien. | Bruegel
Wie man den Klimaaspekt bei der (US-)Wahlberichterstattung mitdenkt. | Climate on the Ballot, Covering Climate Now
Die fünf häufigsten Desinformations-Methoden in verschiedenen Sprachen. | Klimafakten.de
18 Mythen und Halbwahrheiten über Wärmepumpen. | CarbonBrief
Visueller Explainer über den aktuellen 6. IPCC-Sachstandsbericht. | John Lang
💰 JOBS, STIPENDIEN UND PREISE
Bis 8. April könnt ihr für den Georg von Holtzbrinck Wissenschaftspreis einreichen.
Bis 12. April könnt ihr Sessions für die Climate Arena Conference einreichen (18. bis 19. Oktober in Bologna, Italien).
Bis 15. April könnt ihr euch über das Breaking the Silence-Stipendium für eine Auslandsreise nach Uganda bewerben (freie Journalist:innen bevorzugt).
Bis 19. April können Schüler:innen ihre VWA zu den Themen Klimawandel, Bergsport und Wintertourismus beim Protect Our Winters-Bildungsaward einreichen.
Bis 25. April könnt ihr beim Journalismusfund Europa für grenzübergreifende, investigative Recherchen über Verfehlungen der fossilen Industrie in Europa für Stipendien einreichen.
Vom 06. bis 08. Mai können 20 Jungjournalist:innen über ein Programm des Europäischen Parlaments und fjum eine Story zu den Europawahlen produzieren.
Bis 20. Mai könnt ihr euch für den berufsbegleitenden Masterlehrgang “Nachhaltigkeitskommunikation und Klimajournalismus” der FH Joanneum in Graz bewerben, an dem auch das Netzwerk Klimajournalismus beteiligt ist.
Bis 27. Mai könnt ihr für den K3 Preis für Klimajournalismus einreichen.
Bis 31. Mai könnt ihr erstmals für den neu geschaffenen Deutschen Preis für Klimajournalismus des Netzwerk Klimajournalismus Deutschland einreichen.
Laufend: Das Pulitzer Center vergibt Stipendien für Recherchen zu den Regenwäldern.
👀 SCHON GESEHEN?
Wie können wir zehn Milliarden Menschen ernähren, ohne die Böden zu zerstören? | Martin Steiner, Eco Spezial-Magazin ORF
Was bedeutet “planetare Demokratie” und wie könnte sie in der Klima- und Biodiversitätskrise zur Anwendung kommen? | Laura Anninger, Die Furche
Was können Forschung, Natur und traditionelles Wissen gegen steigende Temperaturen, Waldbrände oder Dürreperioden ausrichten? | Feuer – Planet im Wandel, ARTE
🌱 AUS DEM NETZWERK
Wie steht es um Österreichs Klimapolitik und was hat Klimajournalismus damit zu tun – u.a. mit Netzwerk-Sprecherin Verena Mischitz. | Lydia Matzka-Saboi, Newsflix
Wie die APA ressortübergreifend Klimateams verankert hat, erzählt Netzwerkmitglied Sandra Walder, Leiterin des Chronik-Ressorts der APA. | Podcast Über.Medien.Ethik, Presserat
Studierende der FH St. Pölten haben ein Magazin zu Klimajournalismus herausgebracht, in dem auch einige Mitglieder aus dem Netzwerk zu Wort gekommen sind.
Ihr wollt mehr aus dem Netzwerk Klimajournalismus lesen? Im Newsletter des Netzwerk Klimajournalismus Deutschland erfährt ihr jeden Monat, was sich dort so tut. Und der monatliche Onboarding Klimajournalismus-Newsletter unserer Kolleg:innen hilft dir, in den Klimajournalismus einzusteigen und am Ball zu bleiben.
Bis zum nächsten Mal 👋🏽
Naz
Zahl des Monats: 69 Prozent …
… der Menschen weltweit würden ein Prozent ihres Einkommens für Klimaschutzmaßnahmen hergeben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im Fachjournal Nature Climate Change veröffentlicht wurde und für die 130.000 Menschen in 125 Ländern befragt wurden. 86 Prozent der Befragten gaben zudem an, soziale Normen zu unterstützen, die Klimaschutz fördern. 89 Prozent sprachen sich für verstärkte politische Maßnahmen aus. Eine besonders hohe Bereitschaft, Klimaschutzmaßnahmen zu unterstützen, zeigten vor allem Menschen in Ländern, die vermehrt von der Klimakrise betroffen sind.