Hier kommen die Zusammenfassung unseres letzten Treffens, die wichtigsten Termine für die nächste Zeit und die Tops und Flops der Klimaberichterstattung.
Runde der Chefredaktionen
Wie geht verantwortungsbewusster Klimajournalismus? Darüber sprechen wir in einer Runde der Chefredaktionen mit Petra Stuiber (Der Standard), Matthias Schrom (ORF) und Michael Jungwirth (Kleine Zeitung). Die Podiumsdiskussion findet am 3. November von 18:00 bis 19:30 im Presseclub Concordia (Bankgasse 4, 1010 Wien) statt. Eine Teilnahme ist nur mit Anmeldung und 2,5-G-Nachweis möglich. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Presseclub Concordia und dem Forum für Journalismus und Medien Wien (fjum).
Seminar-Kooperation mit dem Kuratorium für Journalistenausbildung (KFJ) und klimaaktiv
Wir gehen auf Tour! Ab 26. November findet insgesamt viermal unser Workshop “Basics des Klimajournalismus” in Kooperation mit dem KFJ und klimaaktiv statt. In Wien, Salzburg und online setzen wir uns mit den grundlegenden Herausforderungen und Strategien für gelungene Klimaberichterstattung auseinander. Die Seminare richten sich an (freie) Journalist:innen, Medienschaffende aller Mediengattungen und Ressorts sowie Journalist:innen in Ausbildung. Wir freuen uns auf zahlreiche Teilnehmer:innen und Bewerbung in euren Redaktionen! Anmeldeschluss ist der 12. November 2021.
COP-Briefing: Renate Christ und Reinhard Steurer
Am Sonntag, den 31. Oktober beginnt die 26. Weltklimakonferenz (COP26) im schottischen Glasgow und die Erwartungen sind hoch - auch an alle Journalist:innen. Weil Klimadiplomatie nie einfach ist und es die 25 COPs zuvor auch nie waren, haben wir Renate Christ, ehemalige Leiterin des Sekretariats des UN-Weltklimarats IPCC und Reinhard Steurer, Klimapolitik-Experte an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) zum COP-Briefing eingeladen. Die Aufzeichnung könnt ihr hier anschauen.
Die Kernpunkte:
Das Pariser Abkommen ist zu spät gekommen und fehlerhaft (“too little, too late”). Es sei ein 3-Grad-Abkommen mit einem 1,5-Grad-Label, kritisiert Reinhard Steurer.
Kein Land der Erde ist auf einem 2-Grad-Ziel, auch das “Fit for 55”-Paket der EU ist unzureichend. Österreichs Emissionen sind seit 1990 sogar gestiegen. Um bis 2040 klimaneutral zu werden, bräuchte Österreich jedes Jahr einen Einbruch der Emissionen, wie es durch die Pandemie der Fall war.
Die wichtigsten Punkte auf der COP26: Klimafinanzierung (die Lücke zu den versprochenen $100 Mrd./Jahr füllen); Artikel 6 zu Kohlenstoffmärkten (letzter noch ausstehender Punkt des Pariser Regelwerks, ein Scheitern könnte das gesamte Abkommen diskreditieren); Common Timeframes (In welchen Zeitabständen sollen nationale Klimaziele, sogenannte NDCs, eingereicht werden?); Double-Counting (Wenn ein Land dem anderen ein klimaschonendes Projekt finanziert, sollen sich beide die eingesparten Emissionen anrechnen können, fordert Brasilien. Auf dem Papier stünde dann doppelt so viel Klimaschutz wie tatsächlich stattgefunden hat); uvm.
Top/Flop des Monats - Klimaberichterstattung, die aufgefallen ist
China, Russland und Bjorn Lomborg. Die einen - Xi Jinping und Wladimir Putin - werden auf der großen Bühne in Glasgow fehlen. Dem anderen wurde wieder einmal zu Unrecht eine Bühne geboten. Dennoch darf man auf ein kooperatives China in puncto Klimaschutz hoffen und Russlands Schritt zur CO2-Neutralität bis 2060 sollte nicht unterschätzt werden.
TOP
Carbon Brief: “Nine key moments that changed China’s mind about climate change”
Die Analyse des Investigativjournalisten Jianqiang Liu gibt Grund zur Hoffnung. “Chinas Einstellung zum Klimawandel hat sich im Laufe dieses Jahrhunderts erheblich gewandelt”, schreibt Liu. Für den Text lohnt es sich, in etwa eine Stunde Zeit zu nehmen, doch diese ist allemal gut investiert.
BBC-Podcast ‘The Climate Question’: Putin and the planet
Russland, eines der größten Öl- und Gasexport-Länder weltweit, hat vor kurzem angekündigt, bis 2060 klimaneutral sein zu wollen. Eine Einordnung dessen geben Kate Lamble und Neal Razzell in einer hörenswerten Folge des BBC-Podcasts ‘The Climate Question’.
FLOP
Klimawandelleugner Bjorn Lomborg in ‘Die Presse’
Nicht zum ersten Mal kommt der dänische Klimawandelleugner Bjorn Lomborg in der Tageszeitung ‘Die Presse’ zu Wort. Hoffentlich aber zum letzten Mal. Warum Lomborgs Thesen problematisch sind, könnt ihr hier, hier und hier nachlesen.
Und sonst so? - Aktuelle Fakten, Events und Initiativen
Das ORF-Dialogforum widmet sich diesmal dem Klimajournalismus. Am 28. Oktober von 19:00 bis 20:00 diskutieren Wolfgang Blau (Reuters Institute for the Study of Journalism), Martha Krumpeck (Extinction Rebellion) und Anita Malli (ORF-Referentin für Umwelt und Nachhaltigkeit), wie guter Klimajournalismus geht und welche Rolle den öffentlich-rechtlichen Medien dabei zukommt. Die DialogForen werden auf zukunft.ORF.at gestreamt und zeitversetzt auf ORF III ausgestrahlt. Ein längeres Interview mit Wolfgang Blau ist zudem in DER STANDARD zu lesen.
Warum die Weltklimakonferenz so wichtig ist und was sie bewirken kann, hat Tamara Sill in einem Beitrag für ORF.at zusammengefasst, der einige Punkte unseres COP-Briefings aufgreift.
Jonas Mayer lässt für seine Masterarbeit 25 Journalist:innen und Medienwissenschaftler:innen ihre Erfahrungen zu gutem Klimajournalismus aufschreiben. Alle paar Tage erscheinen neue Beiträge, etwa von ARD-Meteorologe Karsten Schwanke oder Sara Schurmann, die das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland mitgegründet hat.
Eben dieses Netzwerk hat sich in einem Offenen Brief an die Verantwortlichen der Kanzlerkandidat:innen-Trielle im TV zur Bundestagswahl in Deutschland gewendet. Keine Moderatorin und kein Moderator habe den Ernst der Lage adäquat dargestellt. Klimaschutz würde als “Verzicht” und “zu teuer” dargestellt werden. Das Netzwerk Klimajournalismus Deutschland hofft nun, mit den Verantwortlichen in einen konstruktiven Dialog zu kommen.
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) öffnet ihr Datenarchiv. Viele Wetter- und Klimadaten sind somit frei zugänglich.
Bis zum 1. November könnt ihr euch noch für unser FJUM Klimajournalismus-Camp bewerben. Gemeinsam mit dem Digitaljournalismus-Experten Marcus Bösch und dem Forum Journalismus und Medien Wien (fjum) suchen wir zehn Talente im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, die ihre eigene Klima-Story entwickeln möchten. Wir freuen uns besonders über Bewerbungen von Personen of Color, Menschen mit Flucht- oder Migrationsbiographie und Menschen mit Behinderungen.
Unser nächstes Treffen
Am 2. Dezember laden wir wieder zu einer gemütlichen Runde in Wien ein. Bei Glühwein, Punsch und Lebkuchen möchten wir Ideen für das neue Jahr sammeln und die Weltklimakonferenz Revue passieren lassen. Merkt euch gerne den Termin vor, nähere Infos folgen!
Bleibt gesund und bis bald
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